EU-Druck wächst: Kommt bald ein Lootbox-Verbot für Minderjährige?
Deutschland steht vor einer Weichenstellung: Das EU-Parlament hat empfohlen, Lootboxen für Minderjährige zu verbieten und die Social-Media-Nutzung unter 16 Jahren einzuschränken. Ziel ist, Kinder und Jugendliche besser vor manipulativen Mechaniken digitaler Plattformen zu schützen. Sollte die Politik dem folgen, könnte sich der Alltag junger Nutzer auch hierzulande spürbar verändern.

Was bedeuten die EU-Pläne für Deutschland?
Lootboxen belohnen Spieler mit zufälligen digitalen Inhalten. Die Nutzer wissen vor dem Kauf nicht, was sie erhalten, und hoffen auf seltene Items oder kosmetische Verbesserungen. Dieses System gleicht in seiner Struktur dem Glücksspiel.
Das EU-Parlament fordert, Minderjährige im digitalen Raum besser zu schützen. Im Zentrum steht der Gedanke, dass die fragmentierten Schutzsysteme der Mitgliedstaaten nicht ausreichen. Besonders relevant ist dies für Deutschland, wo die juristische Behandlung von Lootboxen und digitaler Abhängigkeit bislang uneinheitlich gehandhabt wird.
Internationale Entwicklungen unterstreichen den Handlungsdruck
Ähnliche Entwicklungen zeigen sich auch international. In Dänemark wächst das Glücksspielproblem bei Minderjährigen und es wird bereits intensiver darüber diskutiert, wie Glücksspielmechaniken Jugendliche beeinflussen.
In Deutschland existieren zwar Instrumente wie Alterskennzeichnungen und Prüfverfahren, doch ein spezifischer Rahmen für Lootboxen fehlt bislang. Spiele mit entsprechenden Mechaniken bleiben selbst für jüngere Spieler frei zugänglich und In-Game-Käufe sind nur über elterliche Aufsicht begrenzt.
Parallel steigt die Sorge, dass Social-Media-Plattformen mit Mechaniken wie endlosem Scrollen, Likes und Push-Reizen das Suchtverhalten junger Menschen verstärken, da Plattformen ihre Algorithmen bewusst darauf ausrichten, Nutzer möglichst lange zu binden.
Deutschlands Schutzsystem bleibt lückenhaft
In Deutschland bildet der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag die zentrale Grundlage, um digitale Angebote für Minderjährige sicherer zu gestalten. Er verpflichtet Plattformen zu Alterskennzeichnungen und technischen Schutzfunktionen. Dennoch bleiben große Lücken. Lootboxen werden rechtlich nicht automatisch als Glücksspiel erfasst, sondern nur im Einzelfall beurteilt. Auch beim Thema Social Media gibt es keine konsequent umgesetzte Alterskontrolle. Zwar liegt die Altersgrenze meist bei 13 Jahren, doch sie wird selten verlässlich geprüft.
Im Vergleich dazu gibt es bei Glücksspielen für Erwachsene längst klare Vorgaben. Online Casinos in Deutschland unterliegen der staatlichen Regulierung und werden von der GGL überwacht, etwa mit individuellen Limits und Ident-Verfahren. Bei Lootboxen für Minderjährige hingegen bleibt eine Grauzone bestehen.
Datenlage zeigt zunehmende Risiken
Daten verdeutlichen die Dringlichkeit der Regulierung. Eine Mediensucht-Studie der DAK aus dem Jahr 2023/24 zeigt, dass rund 6 Prozent der Jugendlichen in Deutschland bereits ein problematisches Nutzungsverhalten zeigen. Weitere 24,5 Prozent nutzen Social Media auf riskante Weise, was langfristig zu Suchtproblemen führen könnte.
Auch finanziell macht sich die Spielleidenschaft bemerkbar. Laut einer Presseinformation von Bitkom geben Spieler zwischen 16 und 29 Jahren rund 30 Euro für Spiele, Gaming-Abos oder In-Game-Käufe aus.
Parallel wächst das illegale Glücksspielangebot in der EU, das sich zunehmend auch jüngere Zielgruppen zunutze macht. Plattformen operieren außerhalb regulierter Märkte, umgehen Alterskontrollen und sprechen Jugendliche über Social Media oder andere Netzwerke indirekt an.
Der EU-Vorstoß ist längst überfällig. Deutschland vertraut bislang vor allem auf Aufklärung und elterliche Verantwortung. Doch digitale Dienste funktionieren nicht wie herkömmliche Freizeitangebote. Sie bedienen sich bewusst psychologischer Trigger und belohnen impulsives Verhalten, damit Nutzer immer wieder zurückkehren und mehr Geld ausgeben. Jugendliche, deren Impulskontrolle noch nicht vollständig entwickelt ist, können diese Mechaniken nur schwer einschätzen.
Faktencheck von Petra Zeitz
Leiter Global Casino Content