Spielersperren boomen in UK - Deutschlands System bleibt unbekannt
In Großbritannien hat die Anzahl der freiwilligen Spielersperren laut Gamstop in den letzten Monaten um fast 20% zugelegt. Insbesondere in der Gruppe der jungen Spieler im Alter von 16 bis 24 Jahren fällt der Anstieg mit einem Zuwachs von 44% massiv aus. Wo liegen die Ursachen?
Mehr Sperren, neue Zielgruppen
Gamstop, das nationale Selbstausschluss-System für Online Glücksspiele in Großbritannien, vermeldet einen deutlichen Anstieg der Registrierungen. Im direkten Vergleich des ersten Halbjahres 2025 mit dem gleichen Zeitraum im Vorjahr hat die Anzahl der Eintragungen im System um 19% zugelegt.
Allein im April 2025 registrierten sich 10.281 Spieler im Ausschluss-System. Erstmalig wurde damals die Marke von 10.000 Registrierungen gebrochen. Nur einen Monat später folgte mit 10.344 Anmeldungen ein neuer Rekord. Seit dem Start des Programms im April 2018 haben sich so mittlerweile insgesamt 600.000 Menschen bei Gamstop registriert.
Besonders häufig wird vor allem die fünfjährige Sperre gewählt, für die sich 47% der Anmelder entscheiden. Die Anzahl der kürzeren Sperrfristen steigt jedoch ebenfalls. Ebenfalls auffällig ist der Zuwachs in der Altersgruppe der 16- bis 24-jährigen Spieler. Im Vergleich zum Vorjahr lag der Anstieg hier bei 44%.
Warum melden sich junge Menschen an?
Die Gründe für den enormen Anstieg bei den unter 25-jährigen Spielern sind vielseitig. Zum einen ist bei vielen jungen Briten ein verändertes Bewusstsein spürbar. War die Selbstsperre in den Augen vieler Spieler lange Zeit ein Zeichen von Schwäche, steht diese heute eher für die Kontrolle über das eigene Spielverhalten.
Darüber hinaus hat der öffentliche Diskurs rund um mentale Gesundheit, Spielsucht und ihre Folgen in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Laut Gamstop CEO Fiona Palmer liegt die Erfolgsmischung in der Aufklärung und verschiedenen Kampagnen gegen das Stigma der Selbstsperre.
Gegenüber „The Sun“ erklärte Palmer: „Wir haben hart dafür gearbeitet, unter jungen Spielern ein Bewusstsein für Gamstop zu schaffen und den Selbstausschluss zu entstigmatisieren. Wir wollen, dass junge Spieler verstehen, dass Gamstop neben anderen Lösungen als präventives Werkzeug genutzt werden kann, mit dem diese die Kontrolle zurückerhalten können.“
Gamstop: Chancen und Grenzen
Das Selbstausschluss-Tool Gambstop steht Spielern in Großbritannien seit April 2018 zur Verfügung. Das Tool dient zur Selbstregulierung des Spielverhaltens und verspricht eine einfache Nutzung.
Spieler können sich registrieren, wodurch der Zugriff auf lizenzierte Glücksspielseiten verhindert wird. Die Sperrzeiten lassen sich flexibel wählen und können zwischen sechs Monaten und fünf Jahren betragen.
Der große Haken: Das Gamstop-System erfasst ausschließlich britisch-lizenzierte Glücksspielanbieter. Offshore-Anbieter und illegale Plattformen können diese Sperre umgehen und so auch potenziell bedrohten Spielern Zugang zum Glücksspiel ermöglichen. Nicht zuletzt deshalb werden Forderungen nach einer europäischen oder gar globalen Lösung in den vergangenen Monaten immer lauter.
Folgen für Anbieter und Politik
Modelle wie Gamstop haben nicht nur einen direkten Einfluss auf das Verhalten der Spieler, sondern beeinflussen oftmals nachhaltig die Glücksspielanbieter und die Glücksspielpolitik. Der Spielerschutz rückt durch derartige Programme stärker in den Fokus, unweigerlich stehen so auch die Anbieter stärker unter Beobachtung.
Diskussionen werden häufig bestimmt von Forderungen nach Werbeverboten, maximalen Einsatzlimits und verpflichtenden Sperrsystemen. Gleichzeitig fordern Experten eine bessere Zusammenarbeit zwischen Behörden und Betreibern.
Ist das Gamstop-Modell also sinnvoll auf andere Länder übertragbar? In Deutschland steht mit dem OASIS-System ein bundesweites Sperrsystem für Glücksspieler zur Verfügung. Auch hier können Spieler individuelle Sperrfristen festlegen. Im Vergleich zu Großbritannien liegt die Anzahl der gesperrten Spieler mit rund 300.000 Fällen jedoch auf einem geringeren Niveau.
Fazit
Gamstop bietet Problemspielern in Großbritannien eine schnelle Hilfe, wenn diese ihr Spielverhalten regulieren wollen. Dennoch ist schnell erkennbar, dass das System angesichts der grenzenlosen digitalen Möglichkeiten schnell an seine eigenen Grenzen stößt.
Problemlos übertragbar ist der Ansatz auf andere Märkte nicht. Der Grundgedanke ist lobenswert, die einzelnen Nationen und ihre Regulierungen müssen jedoch individuell betrachtet werden. Lediglich im Falle gleicher Regulierungsvorgaben und Freiheiten über alle betrachteten Märkte hinweg wäre ein Vergleich möglich - und ein Übertrag theoretisch denkbar.
Faktencheck von Thomas Kellner
Casino Experte