Tierschutz vor Tradition: Schottland zieht Schlussstrich unter Windhundrennen
Die schottische Regierung hat mittlerweile bestätigt, ein Gesetz zum Verbot von Windhundrennen einzubringen. Scheinbar hat auch dort die Erkenntnis eingesetzt, das Tierwohl vor die Tradition und Glücksspielinteressenten zu setzen. Für die iGaming- und Sportwettenbranche ist es ein ganz klares Signal mit internationaler Strahlkraft. Die Regulierung greift zunehmend auch bei Angeboten, die eng mit Wetten verknüpft sind. In Wales und Neuseeland gibt es ähnliche Vorgaben, die zeigen, dass ethische Argumente immer stärker auf die Rahmenbedingungen von Glücksspielmärkten wirken.
Schottland setzt auf Verbot
Mit dem „Prohibition of Greyhound Racing (Scotland) Bill“ soll künftig auf allen Bahntypen das Veranstalten und Zulassen von Windhundrennen strafbar sein. Laut dem Gesetz gibt es Geld- und Freiheitsstrafen, falls sich nicht daran gehalten wird. Es ermöglicht zudem zusätzliche Maßnahmen wie Haltungs- oder Besitzverbote für überführte Personen. Das eindeutige Ziel ist es, die mit den Rennen verbundenen Risiken für das Tierwohl endgültig zu vernichten.
Mark Ruskell von den Scottish Greens brachte den entsprechenden Entwurf ein. Unterstützt wurde er dabei von Agrarminister Jim Fairlie, der die Grundprinzipien eines Verbots bestätigt hat. Gleichzeitig erwähnt aber auch die Regierung Schottlands, dass Details wie Starttermin und Durchsetzung noch angepasst werden sollen.
Es ist aber bemerkenswert, dass überhaupt solch ein Gesetz kommt. Aktuell gibt es nämlich gar keine aktiven Rennbahnen mehr. Mit dem zukünftigen Verbot wird ein bewusstes politisches Signal gesetzt – Tradition und Glücksspiel dürfen nicht über dem Tierschutz stehen.
Aber warum ist das auch für die iGaming- und Sportwettenindustrie so spannend? Anhand des Gesetzes sieht man, dass sich die Regulierung nicht mehr nur an der Marktgröße oder fiskalischen Fragen orientiert. Stattdessen rücken auch immer mehr ethischen Standards in den Vordergrund. Wie an dem Beispiel Schottlands zu sehen ist, werden selbst Märkte ohne akute Aktivität vorsorglich geschlossen, um Tierwohl und gesellschaftliche Erwartungen klarzustellen. Für Anbieter heißt das: Auch jenseits „klassischer“ iGaming-Themen können Regulierungstrends entstehen, die Märkte grundlegend verändern. Der Schritt Schottlands könnte sogar Vorbildcharakter weit über Großbritannien hinaus haben.
Reaktionen & internationale Dimension
Das geplante Verbot stößt natürlich auch auf geteilte Reaktionen. Tierschutzorganisationen wie Unbound the Greyhound und die RSPCA freuen sich über den Schritt. Das Hauptargument entsprechender Institutionen lautet: Windhundrennen bringen hohe Risiken für die Tiere mit sich, die von Verletzungen bis hin zu Todesfällen reichen. Zahlen aus Großbritannien unterstreichen die Kritik der Tierschützer. Allein 2022 und 2023 kamen jeweils über 100 Greyhounds bei Rennen ums Leben. Ebenfalls wurden tausende Verletzungen dokumentiert.
Die Branchenvertretung Greyhound Board of Great Britain (GBGB) hingegen spricht von einem überflüssigen Vorhaben. Sie meinen: Da es in Schottland aktuell ohnehin keine aktiven Rennbahnen gibt, sei die Diskussion „irrelevant“ und diene vor allem der Symbolpolitik.
Doch genau diese Symbolik entfaltet internationale Wirkung. Wales hat bereits im April 2025 angekündigt, Windhundrennen zu verbieten. Auch in Neuseeland laufen konkrete Schritte in dieselbe Richtung. Es lässt sich ein Muster erkennen. Verschiedene Länder und Regionen verabschieden sich zunehmend von traditionellen, tierbasierten Wettformen. Stattdessen setzen sie ethische Standards über kommerzielle Interessen.
Situation in Deutschland, Österreich & Schweiz
In der DACH-Region gibt es bereits seit Jahren strenge Rahmenbedingungen für Windhundrennen. Beispielsweise sind in Deutschland kommerzielle Profi-Windhundrennen verboten. Erlaubt sind lediglich Freizeitrennen in Vereinen, die ohne Wettanbindung einhergehen. Österreich und die Schweiz handhaben die Thematik ähnlich. Auch dort gibt es keine kommerziellen Bahnen, keine lizenzierten Rennen und vor allem keine Wettangebote.
Der Unterschied zu Schottland ist deutlich: Während DACH-Länder keine neuen Gesetze mehr schaffen müssen, weil derartige Formate längst ausgeschlossen sind, sieht sich Schottland auch ohne aktive Bahnen gezwungen, ein explizites Verbot einzuführen. Daran siehst du, dass die politische Signalwirkung über den unmittelbaren Markt hinausgeht.
Für die iGaming- und Sportwettenbranche stellt sich nun natürlich die Frage, ob das Beispiel aus der UK den Druck auf EU-Regulierungen erhöhen, noch stärker auf ethische Maßstäbe zu achten. Und könnten auch andere Wettformen in den Fokus rücken?
Zusammenfassung
Schottland beendet Windhundrennen ganz offiziell und endgültig – ein klarer Schritt, bei dem Tierschutz vor Tradition und Wettinteressen steht. Ethik kann Märkte auch dort prägen, wo aktuell keine Aktivität existiert. Weltweit ziehen immer mehr Länder nach, von Wales bis Neuseeland. Für iGaming- und Sportwettenanbieter ist die Botschaft eindeutig: Regulatorische Trends folgen zunehmend moralischen Maßstäben. Wer sich nicht an die Vorgaben hält, riskiert Umsatz und Reputation.
Faktencheck von Petra Zeitz
Leiter Global Casino Content