Italiens Glücksspielreform 2025

Italien plant derzeit mit dem Haushaltsgesetz 2025 die größte Glücksspielreform seit über zehn Jahren. Die Ziele dahinter bis 2027: mehr Steuereinnahmen für das Land, weniger Schwarzmarkt. Das Modell, könnte auch für Deutschland spannend sein.

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Steuererhöhungen mit Signalwirkung

Das Land hebt die Glücksspielsteuern in mehreren Bereichen leicht an. Steuern auf Online-Sportwetten sollen von 24 auf 24,5% und von Online-Casinos von 25 auf 25,5% ansteigen. Auch stationäres Wetten wird mit 20,5% statt 20% belastet. Pferdewetten mit Fixquoten sollen hingegen von 43% auf 20,5% entlastet werden.

Diese Anpassungen sollen dazu beitragen, die Einnahmen des Landes zu steigern und das legale Angebot stärker zu regulieren. Im Vergleich zu Italien liegt die deutsche Steuer auf Sportwetten bei nur 5,3 % auf Einsatzbasis. Die italienische Reform könnte für Deutschland eine Signalwirkung entfalten und auch hierzulande die Debatte der GGL um eine stärkere GGR-Besteuerung entfachen.

Lizenzreform: Marktzugang wird exklusiv 

Italien macht mit dem Vorhaben für Online-Glücksspielanbieter den Zugang exklusiver. Die Lizenzgebühr für neue Lizenzen liegt bei 7 Mio.€. Zudem wurden zusätzlich laufende GGR-Abgabe von 3% festgelegt. Dies steigert die finanziellen Hürden für Glücksspielanbieter massiv. Die Anforderungen an Compliance, Technik und Kapitalstärke, was besonders kleinere Anbieter vor enorme Herausforderungen stellt, werden weiter geschärft.

Eine Übergangsregelung sicherte den Bestandsschutz nur bis Ende 2024, was bedeutet, das auslaufende Lizenzen nicht verlängert werden. Stattdessen müssen Anbieter ab 2025 neue Lizenzen erwerben, wenn sie ihr Angebot weiter anbieten möchten. Durch die genannten Maßnahmen soll es zu einer starken Marktbereinigung und Konsolidierung in Italien kommen. Im Vergleich zum südlichen Land Europas setzt auch Deutschland mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 auf strenge Regulierung. Italiens Weg scheint aber noch konsequenter in Richtung Exklusivität zu gehen.

Gewinner und Verlierer: Marktreaktionen

Auf die neuen Regelungen reagieren die Anbieter gespalten. Große Anbieter sehen den Vorgaben gelassen entgegen und begrüßen die Planungssicherheit und die klaren Rahmenbedingungen. Kleinere Betreiber befürchten jedoch einen möglichen Marktausstieg oder Übernahmen durch die ganz großen Player.

Im Pferderennsektor sorgt die hohe Steuersenkung bei vielen Anbietern für Euphorie und wird sogar als lebensrettende Maßnahme gesehen. Experten der Branche aus Italien warnen vor einer unvermeidlichen Konsolidierung und haben die Befürchtung, dass kleinere Anbieter ihren Innovationsspielraum verlieren könnten. Nun stellt sich natürlich für Deutschland die Frage, ob ein ähnlicher Konzentrationsprozess bevorsteht – vor allem deswegen, weil es auch immer wieder Regulierungsdebatten gibt.

Kritikpunkt Spielsuchtprävention: Abschaffung des Suchtfonds 

Als Kritikpunkt des neuen Glücksspielvertrags wird die Auflösung des „Nationalen Fonds gegen Spielsucht“ in Italien erwähnt. Es kam deswegen zu einem erheblichen Protest. Die Mittel sollen stattdessen künftig in allgemeine Gesundheitsausgaben umgelagert werden.

Experten gehen davon aus, dass die Thematik der Spielsuchtprävention vernachlässigt werden könnte und warnen ganz gezielt davor. Im Gegensatz dazu sind im Glücksspielvertrag Deutschlands Prävention und Spielerschutz gesetzlich verankert. Sie werden als Bestandteile des Glücksspielmarkts betrachtet. Italien scheint sich stattdessen von diesem Ansatz zu entfernen.

Illegaler Markt im Visier: ADM setzt auf KI

Italiens Aufsichtsbehörde geht im Kampf gegen illegale Glücksspielanbieter neue Wege. Das Land hat vor, mit KI-basierter Überwachung und Echtzeitdatenanalyse Zahlungswege zu blockieren und unlizenzierte Betreiber über diesen Weg zu stoppen. Zudem setzt Italien auf eine enge Kooperation mit EU-Behörden. Dadurch wollen sie grenzüberschreitende Verstöße verhindern. Dieses Vorgehen gegen Online-Anbieter gilt als Vorreiterrolle. Mittlerweile werden auch von deutschen Behörden wie der GGL ähnliche Lösungen geprüft, um ihre Kontrollmechanismen zu stärken und Anbieter ohne deutsche Lizenz und GGL-Erlaubnis fernzuhalten.

Italien & Deutschland im Vergleich 

Italien hat mit seiner Reform die Glücksspielregulierung deutlich verschärft und setzt auf höhere Steuern, strengere Lizenzauflagen und moderne Kontrollmechanismen. Deutschland befindet sich vergleichsweise noch in einer Übergangsphase, in der derzeit noch über ähnliche Wege diskutiert wird.

ThemaItalien (neu)Deutschland (Status quo)
Steuer auf Online-SportwettenErhöhung auf 24,5%Ca. 5,3% auf Einsatzbasis
Lizenzgebühr7 Mio. € für Online-AnbieterLizenzgebühren variieren, oft niedriger
GGR-Abgabe3% laufendTeilweise GGR-Besteuerung im Gespräch
Compliance-AnforderungenHöher, inkl. Kapitalstärke und TechnikStrenge Vorgaben, aber variierend
SpielsuchtpräventionFonds aufgelöst, UmverlagerungGesetzlich vorgeschrieben, eigener Fonds
Kontrolle gegen illegale AnbieterKI-Überwachung & EchtzeitdatenanalyseErste Ansätze, Ausbau geplant
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An Italiens Ansatz zum Schutz des eigenen Glücksspielmarktes erkennt man, wie Regulierung rigoros und technologisch modern gestaltet werden kann. Deutschland hingegen sucht noch den Weg zu einer umfassenden und richtigen Umsetzung.

Fazit: Chancen, Risiken und Lehren für Deutschland 

Italien setzt bei Regulierung und Steuerpolitik auf deutlich strengere Vorgehen als andere Mitgliedsstaaten. Die neuen Maßnahmen können zu verbessertem Spielerschutz und höheren Staatseinnahmen führen, bringen aber auch Risiken für die Vielfalt auf dem Markt und die Prävention mit sich. Für Deutschland stellt sich daher eine große Frage: Setzt man verstärkt auf Kontrolle oder auf mehr Wettbewerb? Es lohnt sich, Italiens Entwicklung aufmerksam zu verfolgen – besonders im Hinblick auf eine mögliche zukünftige Harmonisierung der Glücksspielregulierung auf EU-Ebene.

Auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs wird aber leider weiterhin gewartet. Steht die europäische Dienstleistungsfreiheit laut dem EuGH über nationalen Gesetzen, müssen die Länder Anbieter mit EU-Lizenz akzeptieren und möglicherweise weitere Anpassungen schaffen.

Petra Zeitz - Chefredakteur

Petra Zeitz

Head of Global Casino Content

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Ich bin Petra Zeitz und teste für dich Online Casinos und Spiele. Als Journalistin arbeite ich seit vielen Jahren im iGaming Bereich. Zuvor veröffentlichte ich Bücher und produzierte Content für Webseiten. Bei CasinoTopsOnline bin ich für den deutschsprachigen Inhalt des Casino-Ratgebers mit seinen Testberichten und Bewertungen verantwortlich. Da sich die Branche ständig verändert, gibt es immer wieder Neues zu entdecken. 2022 erschien mein Buch "Online-Casinos im deutschsprachigen Raum - Entwicklung und Legitimation" mit Informationen über den deutschsprachigen Glücksspielmarkt.

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