Marktöffnung mit Verantwortung: Finnland führt neues Glücksspielgesetz ein
Finnland öffnet bald seinen Glücksspielmarkt. Aber mit strengen Regeln, hoher Verantwortung und klarem Fokus auf den Spielerschutz.
Finnland öffnet den Markt, aber nicht für jeden
Finnland ist bekannt für sein jahrzehntelanges Glücksspielmonopol. Damit ist bald Schluss. Allerdings wird der Glücksspielmarkt nicht schrankenlos geöffnet. Das neue System setzt auf klare Regeln, strenge Kontrollen und hohe Hürden für Glücksspielanbieter.
Das Ende des Glücksspielmonopols von Veikkaus
Das staatliche Unternehmen Veikkaus verliert ab 2027 sein Monopol auf Online-Glücksspiele. Der finnische Markt wird unter strengen Bedingungen geöffnet.
Wichtige Eckpunkte:
Ab 2026 gibt es Lizenzen für digitale Spielautomaten, Online-Poker und Sportwetten.
Im Staatsbesitz bleiben weiterhin Lotterien, Rubbellose, Spielhallen und landbasierte Spielautomaten.
Zugang gibt es nur für Anbieter, die sich vollständig ins finnische Aufsichtssystem integrieren, strenge Spielerschutzmaßnahmen umsetzen und ausschließlich in Finnland zugelassene Zahlungsdienstleister nutzen.
Anbieter, die diese Vorgaben nicht erfüllen, erhalten keine Lizenz. Durch dieses Vorgehen öffnet Finnland den Online-Markt gezielt unter kontrolliert.
Spielerschutz im Mittelpunkt
Finnland stellt den Spielerschutz in den Vordergrund. Das neue Gesetz geht europaweit deutlich über bekannte Standards hinaus und wird von der EGBA unterstützt.
Die wichtigsten Maßnahmen:
Verpflichtende digitale Identitätsprüfung vor jedem Spiel
Anonymes Spielen nicht möglich
Systemübergreifende Erfassung des Spielverhaltens für vollständige Nachverfolgbarkeit
Feste monatliche Einzahlungslimits verbindlich für alle Anbieter
Sofort wirksame und plattformübergreifende Selbstsperren
Zentrales Frühwarnsystem zur Erkennung problematischen Spielverhaltens und Verpflichtung zum Eingreifen des Anbieters
Weniger Werbung, mehr Kontrolle: Finnlands Gratwanderung
Die Werbefreiheit wird massiv eingeschränkt. Das Ziel ist: ein offener, aber verantwortungsvoller Markt.
Einfluss auf Werbung
Hinsichtlich des Glücksspielmarketings gilt: Weniger Werbung, mehr Kontrolle. Dadurch sollen Jugendliche besser geschützt werden. Wichtige Punkte sind:
Keine Werbung über soziale Medien durch Influencer und durch Internet-Persönlichkeiten
Marketingmaßnahmen dürfen keine Minderjährige oder deren Umfeld erreichen
Aufsichtsbehörde beim Finanzministerium kontrolliert Werbung, Lizenzauflagen und Einhaltung der Spielerschutzregeln
Lizenzentzug und hohe Strafen bei Verstößen
Während viele den hohen Kontrollstandard begrüßen, kritisieren manche die enge Regulierung als zu bürokratisch. Die Debatte dreht sich um die Frage: Notwendige Klarheit oder Überregulierung?
Zwischen Schweden und Deutschland: Wo steht Finnland?
Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern geht Finnland einen eigenständigen Weg zwischen liberaler Marktöffnung und strengen Kontrollen.
Schweden: Nach der Marktöffnung 2019 entstand eine massive Werbeflut. Finnland will mit Werbebeschränkungen entgegenwirken.
Deutschland: Seit 2021 ist der Markt mit vergleichsweise lockeren Werberegeln und häufig kritisierten Schwächen im Spielerschutz geöffnet. Finnland setzt auf deutlich höhere Standards.
Steuern: Finnland plant eine Steuer auf jede einzelne Spielrunde. Deutschland besteuert hingegen pauschal.
Aufsicht: Finnland setzt auf eine zentral und effizient organisierte Kontrolle. In Deutschland ist die Zuständigkeit oft zersplittert.
Digitale Identität: Finnland führt eine verpflichtende digitale Identität ein. Sie soll den Spielerschutz erhöhen. In Deutschland gibt es aktuell keine vergleichbare Lösung.
Die Finnen versuchen, die richtige Balance zwischen Spielerschutz und Attraktivität für Anbieter zu finden.
Neue Regeln, neue Risiken
So ambitioniert Finnlands Reform ist, bringt sie in der Praxis erhebliche Herausforderungen mit sich.
Steuer auf jede Spielrunde
Die geplante Steuer auf jede Spielrunde könnte kleinere Anbieter organisatorisch überfordern und alles verkomplizieren. Gerade für Newcomer könnte der bürokratische Aufwand abschreckend wirken. Die Steuererhebung könnte zu Verzögerungen und Unsicherheiten im Zahlungsverkehr führen.
Aufbau einer neuen Behörde
Der Aufbau einer neuen Glücksspielaufsichtsbehörde erfordert erhebliche Finanzmittel und zusätzliches Personal. Ob dieser Aufwand in einem relativ kleinen Land wie Finnland wirtschaftlich sinnvoll ist, ist fraglich. Dafür kann eine spezialisierte Behörde die Effektivität der Kontrolle und des Spielerschutzes verbessern.
Kleine Anbieter außen vor
Kleinere, oft lokal verankerte Unternehmen könnten aufgrund der strengen Vorgaben vom Wettbewerb ausgeschlossen werden, was der Innovation und Vielfalt schadet. Dies könnte zu einer Marktstruktur führen, die langfristig weniger kundenorientiert ist.
Was sagen Verbraucherschützer und Juristen?
Verbraucherschützer loben den umfassenden Schutzansatz der Reform, sehen darin einen wichtigen Fortschritt im Kampf gegen Spielsucht. Juristen äußern jedoch Zweifel, ob das System vollständig mit europäischem Recht vereinbar ist, insbesondere im Hinblick auf Wettbewerbs- und Datenschutzbestimmungen. Zudem wird kontrovers diskutiert, ob die strengen Anforderungen kleinere Anbieter unverhältnismäßig.
Was können wir daraus lernen?
Finnlands Reform liefert interessante und gute Ansätze, die auch für den deutschsprachigen Raum von Bedeutung sein könnten. Auch Österreich sieht es beispielsweise schon als Vorbild an.
Besserer Spielerschutz durch strengere Identitätsprüfung
Die konsequente digitale Identitätsprüfung für mehr Spielerschutz könnte ein Ansatz für Deutschland, Österreich und die Schweiz sein. Durch die vollständige Nachverfolgbarkeit und Verhinderung einer anonymen Spielteilnahme werden problematische Spielmuster schneller erkannt.
Offshore-Anbieter bekämpfen – mit Finnlands Methoden?
Finnlands setzt auf die konsequente Blockade illegaler Anbieter durch Zahlungssperren und Netzfilter. Das könnte auch für andere Märkte relevant sein, um den unregulierten Markt zu reduzieren. Diese Maßnahmen stärken die Spielersicherheit und schützen gleichzeitig die Einnahmen regulierter Anbieter.
Ausblick: Harmonisierung der Glücksspielregulierung in der EU?
Finnlands Fokus auf digitale Identität und vernetzten Spielerschutz gibt es so noch nicht. Es könnte als gute Vorlage für die EU dienen. Eine einheitliche Regulierung würde grenzüberschreitende Probleme wie Spielsucht, Steuervermeidung und Anbieterflucht besser adressieren.
Fazit: Balance oder Balanceakt? Finnland als Testfall
Finnland wagt einen mutigen Schritt, indem es das Monopol beendet und den Markt öffnet. Ob sich das finnische Modell als tragfähiger Kompromiss oder als bürokratischer Balanceakt entwickelt, wird sich zeigen. Finnland wird zum Testfall. Europa wird es genau beobachten. In unseren Casino Nachrichten berichten wir auch über die Regularien anderer Länder, sodass sich jeder einen Überblick holen kann.
Faktencheck von Petra Zeitz
Head of Global Casino Content